Donnerstag, 14. August 2014

Wallis 2014 - Edelweissweg bei Zermatt, sportliche Panorama-Höhenwanderung nach unserem Geschmack

Motiv in der Triftschlucht
Gestern war es kühl und feucht mit Wolken bis zur Talsohle. Kühl ist es heute noch immer. Die Tagestemperatur reicht im Tal nur wenig über 10 Grad. Die Frostgrenze ist um mehr als 1.000 m gefallen und liegt bei 3.000 m, aber die Prognose verspricht für heute stabiles, sonniges Wetter, perfekt für den Edelweissweg, eine ca. 20 km lange Wanderung mit mehr als 1.000 m Höhenunterschied und ca. 7,5 Stunden Gehzeit.
Um 8:00 Uhr brechen wir bei 5 Grad Temperatur auf. Da ab der Unterkunft gleich ein steiler Anstieg beginnt, wird uns bald warm. Den Auftakt kennen wir seit unserer Wanderung auf dem großartigen Wisshornweg (Post der Wanderung vom 12.08.2014). Der Edelweissweg verspricht eine Steigerung, die sich tatsächlich in jeder Hinsicht einstellt.
Nach 6,5 Std. Wanderung (7:35 Std. brutto) auf 20,8 km Strecke mit 1.320 m Anstieg/Abstieg kehren wir angenehm ermüdet und hochzufrieden zurück.(1) Alle Mühen belohnt lange nachwirkendes 'wanderglueck'!(2) Diashow der Fotoserie  


Triftschlucht
Ähnlich wie vor 2 Tagen, starten wir auch heute unter einer dichten Wolkendecke, die jedoch nicht bis in die Triftschlucht reicht. Wir genießen den mühsamen Anstieg in der großartigen Triftschlucht. Etliche Fotostopps sind unvermeidbar. Im oberen Abschnitt der Schlucht reißt die Wolkendecke auf. Gegenlicht, begrenzte eigene fotografische Fähigkeiten und möglicherweise auch unzulängliches Equipement (vielleicht ist es auch eine Mischung aller Faktoren) ermöglichen nur eine unvollständige Beherrschung der schwierigen Lichtverhältnisse.






 

Berggasthaus Trift, 2.337 m
Nach 1,5 Stunden und mehr als 700 Höhenmetern Anstieg öffnet sich die Triftschlucht zu einem gipfelumrankten weiten Talkessel ohne Bergbahnen, Skipisten, Bars, Lounges, Gourmethütten. Die Kommerzialisierung der Landschaft beschränkt sich auf die gegenüberliegenden Höhen. Während dort der Bär steppt, treffen wir bis zum Mittag nur eine Handvoll Menschen, von denen gerade zwei über den Höhbalmen gehen. Selbstverständlich kommen wir ins Gespräch. Begegnungen in einsamen Landschaften fördern die Kommunikation. 
Am Übergang der Schlucht in das Tal liegt das Bergasthaus Trift (2.337 m). Wir kehren nicht ein, gönnen uns aber eine kurze Pause vor dem nächsten längeren Anstieg auf den Höhbalmen, eine ausgedehnte Alpterrasse über der Westflanke des hinteren Mattertals.




Berggasthaus im Trifttal, Zinalrothorn (4.221 m)
Gleich hinter dem Bergasthaus Trift (2.337 m) teilt sich der Weg. Unsere Route zweigt in Richtung Süden auf den Höhhbalmen ab. Mit vielen Serpentinen gewinnen wir auf dem moderaten Anstieg nur allmählich Höhe. In unserem Rücken liegt das Triftal, hinter dem der Gipfel des Zinalrothorns (4.221 m) zu erkennen ist. Wir schauen noch lange auf das Bergasthaus Trift (2.337 m), das während unsers Anstiegs von einem Hubschrauber mit Material versorgt wird.









Fotopoint Höhbalmen und Matterhorn
Ca. eine Stunde nach Aufbruch vom Bergasthaus Trift erreichen wir den 'Höhbalmen-Fotopoint' (2.665 m). In östlicher Richtung blicken wir auf das faszinierende Panorama einer Kette von Viertausender-Gipfeln. Die Szene dominiert das scheinbar hinter der nächsten Kuppe aufragende Matterhorn. Schnell ziehende Wolken verändern ständig verhüllend oder enthüllend die Aussicht. Wir rasten eine halbe Stunde, beobachten die Wolkendynamik und nutzen Wolkenlücken für Fotos.









Matterhorn, Dent d'Hérens, aperes Tal des Zmuttgletschers
Der 'Fotopoint' ist nicht der Gipfel der Route. In der folgenden Wanderstunde gehen wir auf einem leicht ansteigenden, aussichtsreichen Saumpfad dem Matterhorn vermeintlich entgegen. Ab dem 2.750 m hohen Scheitelpunkt der Route beginnt ein langer Abstieg. Der Wendepunkt der Route ist jedoch noch nicht erreicht. Aus der Gegenrichtung steigt eine spanische Wandergruppe auf. 'Hola' schallt es uns zunächst fröhlich und mit den Nachzüglern der weit auseinandergezogenen Gruppe immer müder entgegen.
Auf dem moderaten Gefälle gehen wir weiter nach Süden bis in das apere Tal des Zmuttgletschers unterhalb der Ostwand des Matterhorns. Aus dieser Richtung präsentiert sich das Matterhorn als nördlicher Endpunkt eines Bergkamms, an dessem Südende der 4.174 m hohe Gipfel des Dent d'Hérens aufragt.




Weiler Zmutt
Am Zmuttbach beginnt ein mehr als zweistündiger Rückweg nach Zermatt über den Weiler Zmutt (1.936 m), ein Klumpen von 20 Holzhäusern in historischer Walliser Bauweise. Im Weiler drängen sich dicht mehrere Restaurants im urig-folkloristischen Stil, der offensichtlich viele Touristen anzieht.
Nach einer Wanderung auf beschaulichen Höhenwegen in der Parallelwelt des Hochgebirges kehren wir in der letzten Stunde des Weges zwischen Zmutt und Zermatt auf einer 'Ameisenstraße' zurück in eine als 'normale Realität' verstandene 'Alltagswelt'. Wie schön, dass wir hin und wieder aus der 'Normalwelt' in 'Parallelwelten' ausweichen können. 






Anmerkungen


(1) Wie bereits auf dem Wisshornweg zeigt sich 'schweizer Präzision' bei Beschreibungen des Edelweisswegs nicht in Bestform. Das offizielle und aktuelle Informationsheft 'Bergerlebnis Zermatt - Täsch - Randa' beschreibt den Weg (Nr. 30) mit 18,8 km Länge und 1.047 m Anstieg/Abstieg. Das Zermatter Online Wanderportal bewertet den Edelweissweg mit 20,6 km Länge und 1.542 m Anstieg/Abstieg. Der erfreulicherweise angebotene GPS-Track weist bei ebenfalls 1.542 m Anstieg/Abstieg eine Länge von 20,1 km aus. Wie die Daten zustande kommen, bleibt undokumentiert. Offenkundig scheinen sich Print-Redaktion und Online-Redaktion nicht abzustimmen und keiner Qualitätssicherung zu unterliegen. Immerhin liegen wir bezüglich Streckenlänge bei der Angabe der Online-Redaktion. Ca. 220 m Differenz Anstieg/Abstieg gegenüber der eigenen Messung bleiben ein Rätsel.

(2) 'Wanderglueck' stellt sich nur bei langfristig entwickelter ausreichender Fitness ein.

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